Trotz eines nie dagewesenen Reichtums, trotz Wirtschaftswachstum und permanenten technischen Fortschritt verarmen selbst in hochentwickelten Ländern immer breitere Bevölkerungsschichten. Eigentlich müsste es unserer Gesellschaft doch immer besser gehen.
Deutschlands Wirtschaftsleistung hat sich seit den 1950er Jahren verachtfacht. Vermögen und Schulden haben sich versechsundvierzigfacht.
In Deutschland waren im Februar 2013 3,14 Mio Menschen “registrierte Arbeitslose” und 5,41 Mio. Menschen Lohnersatzleistungen nach dem SGB III (Arbeitslosengeld) oder Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts für Arbeitsuchende nach dem SGB II (Arbeitslosengeld II) erhalten. Nicht enthalten in den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind z.B. Arbeitssuchende über 58 Jahre, Kranke, 1-Euro-Jobber, Arbeitssuchende bei privaten Trägern und diverse andere Sondergruppen. Nur mit den offiziellen Zahlen sind das rund 11 Prozent alle Menschen im erwerbsfähigen Alter und rund 7 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Immer mehr Menschen müssen den Gürtel enger schnallen. Auch der Staat schränkt immer mehr Leistungen ein und kommt seinen Aufgaben gegenüber der Gesellschaft nicht mehr nach, so auch im Schulwesen.
Die Mindestschülerzahl für Grundschulen, auch im ländlichen Raum, beträgt für die erste einzurichtende Klasse je Klassenstufe 15 Schüler. Wird die Mindestschülerzahl unterschritten, erhält die Schule nicht nur keine Fördergelder, es droht ihr langfristig das aus. In unsere Region wackeln durch diese Regelung die Grundschulen in Arzberg, Weßnig und Weidenhain. Die Torgauer Stadträte setzen sich parteiübergreifend für den Erhalt und die Sanierung der Grundschule in Weßnig ein. “Für Grundschüler plädiere ich grundsätzlich für kurze Schulwege und eine große Nähe zur Natur.” sagte Matthias Grimm-Over (CDU) gegenüber dem Sonntagswochenblatt.
Das herrschende Geldsystem lässt Geld nur dorthin fließen, wo ein höherer Rückfluss gewährleistet ist. Es hat keine regionale Bindung und kennt keine soziale Verantwortung. Das kurze Beine kurze Wege brauchen, ist diesem Geldsystem egal.
Man kann dieser Entwicklung tatenlos zusehen, dagegen demonstrieren und/oder konstruktiv aktiv werden. Im September 2002 starten sechs Schülerinnen der Waldorfschule Chiemgau mit ihrem Lehrer Christian Gelleri das Regionalwährungprojekt CHIEMGAUER. Die Schule brauchte Geld für einen neue Turnhalle. Entstanden ist ein Projekt für die gesamte Region.
Am 30. Januar 2003 erfolgt die Erstausgabe der Regionalwährung mit ca. 2.000 CHIEMGAUER, die bei der ersten Informationsveranstaltung sofort vergriffen waren.
Aus einem Schülerprojekt ist Deutschlands erfolgreichste Regionalwährung mit einem Netzwerk von über 3.000 Menschen entstanden. 657 Unternehmen und 250 Vereine machen mit. Schulen, Kindergärten und Sozialwerke wurden seit Gründung 2003 bis heute mit über 282.000 CHIEMGAUER/Euro gefördert. So kamen allein für die neue Turnhalle der Waldorfschule Chiemgau mehr als 18.000 Euro zusammen.
Regionalgeld dient den Bedürfnissen der Menschen vor Ort und unterstützt den regionalen Wirtschaftskreislauf.