Papst Franziskus: Diese Wirtschaft tötet.

Die Adventszeit ist die Zeit der Besinnung. Zeit sich zu besinnen.

Was macht Sinn?

Macht unser Finanz- und Wirtschaftssystem Sinn?

Papst Franziskus hinterfragt diese in seinem jüngsten apostolischen Schreiben und kritisiert den Kapitalismus und die wachsende soziale Ungerechtigkeit mit den Worten “Diese Wirtschaft tötet.” oder “Nein zu einem Geld, das regiert statt zu dienen”.

Papst Franziskus

Papst Franziskus © Casa Rosada – Wikipedia, Lizenz CC-BY-SA

Besinnt sich die katholische Kirche mit Papst Franziskus an der Spitze zurück auf ihre Wurzeln und auf in Vergessenheit geratene christliche Werte?

Wenige Christen erinnern sich heute noch an die biblischen Regeln über Zins, Schuldenerlass und uneigennützige Solidarität. Die Bereicherung an der Not anderer Menschen war Sünde. Wucher war Sünde. Es war Sünde, mehr zurückzuverlangen, als man leihweise gegeben hatte. Zins war Sünde. Wohlhabendere Christen teilten mit den Ärmeren. Sie teilten das, was sie hatten und nicht nur das, was sie übrig hatten.

In den christlichen, jüdischen und islamischen Religionen und auch vielen anderen Religionen hat das Zinsverbot eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte. Die Auswirkungen unserer auf Gier und Ausbeutung fußenden Wirtschaftsordnung sind seit Jahrtausenden bekannt. In allen Religionen finden Sie Regelungen zur Geld- und Bodenordnung, auch in der Bibel. Das Zinsverbot ist ein wesentlicher Bestandteil der Religionsgeschichte. Erst in den letzten 150 Jahren wurde das im Kirchengesetzbuch der katholischen Kirche enthaltene Zinsverbot nach und nach gelockert bis letztendlich 1983 der Zins-Kanon (Kanon 1543) gestrichen wurde.

Zusammen mit dem Zinsverbot gab es noch das “Erlassjahr” und das in Vergessenheit geratene “Halljahr”. Das heutige Restschuldbefreiungsverfahren ähnelt dem “Erlassjahr” aus biblischen Zeiten.

Auch Martin Luther war für die Einhaltung des biblischen Zinsverbotes:
“Darum ist ein Wucherer und Geizhals wahrlich kein rechter Mensch; er sündigt auch nicht eigentlich menschlich! Er muss ein Werwolf sein, schlimmer noch als alle Tyrannen, Mörder und Räuber, schier so böse wie der Teufel selbst! Er sitzt nämlich nicht als ein Feind, sondern als ein Freund und Mitbürger im Schutz und Frieden der Gemeinde und raubt und mordet dennoch gräulicher als jeder Feind und Mordbrenner. Wenn man daher die Straßenräuber, Mörder und Befehder rädert und köpft, um wie viel mehr noch sollte man da erst alle Wucherer rädern und foltern, alle Geizhälse verjagen, verfluchen und köpfen.” (“An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen” von 1540)

Die evangelische Kirche passte sich bereits um 1600 den Auffassungen der Geldwirtschaft an und wand sich damit von der prinzipellen Absage Martin Luthers gegen das Zinsnehmen ab.

Weltweit sammeln Wohlfahrtsorganisationen, insbesondere in der Vorweihnachtszeit, Spenden für die Länder der Dritten Welt. Mit den weltweit gesammelten Spenden in Höhe von rund 4 Mrd. Dollar pro Jahr kann die Dritte Welt gerade einmal für 14 Tage die Zinsforderungen der Ersten Welt bedienen. Die Zinsenzahlungen, die die Erste Welt eintreibt, sind rund dreimal höher als die “Entwicklungshilfe”-Zahlungen an die Dritte Welt.

Weltweit leiden rund 2 Mrd. Menschen von derzeit rund 7 Mrd. Menschen an Mangelernährung, obwohl weltweit Nahrungsmittel für über 14 Mrd. Menschen hergestellt werden.

Täglich verhungern über 36.000 Menschen, also über 13 Mio. Menschen pro Jahr. Alle 5 Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren, also über 17.000 Kinder pro Tag.

Diese Wirtschaft tötet!

Im Vaterunser bitten die Christen Gott “Vergib uns unsere Schuld, wie wir auch vergeben unsern Schuldigern”.

Können die Christen der Ersten Welt mit ihren Schuldensümpfen und Vermögensbergen auf diese Vergebung durch Gott noch hoffen?

Quellen:
Papst Franciskus Evangelii Gaudium
Margrit Kennedy “Geld ohne Zinsen und Inflation”
Roland Geitmann “Bibel, Kirchen und Zinswirtschaft”

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