Geld, Wachstum und Krieg

“Jedesmal, wenn wir das heutige Gleichgewicht durch vermehrte Investitionen sichern, verschärfen wir die Schwierigkeit der Sicherung des Gleichgewichtes von morgen. Das Bauen von Pyramiden und Kathedralen, Erdbeben, selbst Kriege, denn zwei Pyramiden, zwei Steinhaufen für Tote sind doppelt so gut wie einer, aber nicht zwei Eisenbahnen von London nach York.” John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (The General Theory of Employment, Interest and Money – London 1936)

Der britische Ökonom, Politiker und Mathematiker John Maynard Keynes stellt in seinem Buch einen direkten Zusammenhang zwischen Geld, Wirtschaftswachstum und Krieg her.

Gibt es diesen Zusammenhang und welche Rolle spielt unser Geldsystem?

Auf Seite 18 der Bundesbankbroschüre “Geld und Geldpolitik”, Ausgabe 2010, lesen wir: “Heute wissen wir, dass nur die Knappheit des Geldes die Grundlage für seinen Wert sein kann. Deshalb muss eine mit Autorität ausgestattete Instanz für die Knappheit des Geldes sorgen. Zuständig dafür sind in modernen Volkswirtschaften die Zentralbanken.”

Das europäische Zentralbankensystem setzt sich also für die Knappheit des Geldes ein. Die Bundesbank meint hier wohlbemerkt nicht nur Geld, sondern auch andere Zahlungsmittel, wie z.B. die Sichtguthaben auf Girokonten.

Die Bundesbank begründet die Notwendigkeit der Knappheit mit der Gefahr der Inflation, also steigender Preise. Einen weiteren wesentlichen Punkt thematisiert die Bundesbank in ihrer Broschüre nicht. Bei einem Kapitalüberangebot würden die Zinsen gegen Null sinken. Die Vermögensinhaber erhielten keine Verzinsung und würden ihr Kapital dem Markt entziehen. Die Folge wäre eine deflationäre Depression, das Schreckgespenst eines jeden Zentralbankers.

Vermögensinhaber sind stets bemüht, ihre Vermögen arbeiten zu lassen. Da Guthaben selbst nicht arbeiten können, suchen die Vermögensinhaber über die vermittelnden Banken Kreditnehmer, die dann tatsächlich arbeiten. Ein Kreditnehmer muss immer mehr zurückzahlen, als er erhalten hat. Ist der Kreditnehmer zugleich Unternehmer, wird er immer bestrebt sein, eine Mehrleistung zu erbringen und diese auf dem Markt abzusetzen. Tut er dies nicht, gefährdet er sein Unternehmen.

Einen Teil der vom Unternehmer gezahlten Darlehenszinsen erhält nun der Vermögensinhaber, also der Gläubiger, leistungslos als Guthabenzinsen von der Bank ausgezahlt. Will dieser nun auf die vereinnahmten Guthabenzinsen wieder Zinsen generieren, müssen diese Beträge ebenfalls über neue Darlehen ausgereicht werden, es greift der Zinseszinseffekt.

So einfach entsteht der Wachstumszwang.

Die Produktivität hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten, angetrieben durch Zins und Zinseszins, um ein Vielfaches erhöht. Seit Jahren wird diese Mehrleistung von den privaten Haushalten, von Unternehmen, von Institutionen und vom Staat in einem hohen Maße kreditfinanziert nachgefragt.

Mit diesem Wachstum kam es nicht nur zu einer dramatischen Entwicklung der Verschuldung, auch die Vermögensberge wuchsen ins unermessliche.

Jede Möglichkeit, diese überentwickelten Vermögen zu binden, wird genutzt – auch die Bindung des Kapitals in der Rüstungsindustrie. Würde das derzeitig dort gebundene Kapital auf den Markt strömen – wer sollte, wer kann es nachfragen? Ein Überangebot an Kapital würde, wie bereits oben beschrieben, die Gefahr einer deflationären Depression heraufbeschwören.

Die Duldung und Förderung des Rüstungswahnsinns und damit die Bindung des Kapitals dient der Erhaltung unseres derzeitigen Finanzsystems.

Nur durch Ausnahmezustände wie Depression, Hyperinflation, Währungsreform oder Krieg können die Schulden- und Vermögensberge heute noch abgebaut werden.

Der Krieg ist die letzte Instanz. Das letzte Mittel, wenn das Kapital nicht mehr gebunden werden kann, ist seine Zerstörung mit Waffengewalt.

Die Menschheit kann sich heute mehrere tausend Male auslöschen. Nicht nur sich selbst, sondern alles Leben auf unserem Planeten.

Die Pyramiden und Kathedralen der heutigen Zeit sind Großbaustellen wie die Hamburger Philharmonie oder der Berliner Flughafen. Rüstungsindustrie, Hamburger Philharmonie und Berliner Flughafen haben eine gemeinsame Aufgabe: sie binden Kapital und sorgen so für die angestrebte Knappheit.

Unser Geldsystem und der menschenverachtende Krieg sind untrennbar miteinander verbunden.

So gesehen sind Hamburger Philharmonie und Berliner Flughafen sogar friedenserhaltende Maßnahmen.

Ist der Mensch tatsächlich das intelligenteste Lebewesen auf unserem Planeten?

Ist unser wirtschaftspolitisches System alternativlos, wenn die Erhaltung und Mehrung des Kapitals das alleinige Ziel unserer politischen Ordnung ist?

1934 veröffentlichte der amerikanische Journalist und Pulitzer- Preisträger Hubert Renfro Knickerbocker sein Buch “WILL WAR COME IN EUROPE?” – “Kommt Krieg in Europa?”. Das Buch endet mit den Worten “Rüstungen aber haben der Welt noch niemals Sicherheit vor dem Krieg gewährt.”. Wie recht er hat.

Krieg und Frieden waren und sind keine Frage von Gut und Böse. Es geht nicht um NATO oder Putin bzw. Putin oder NATO.

Krieg und Frieden ist im Wesentlichen eine Frage des Geldsystems und sie geht uns alle an.

Die Lösungen für ein menschengerechtes Finanzsystem sind längst bekannt, z.B. Geldsysteme mit Fließendem Geld.

Friedenstaube

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