Folgt man den Darstellungen der Mainstreampresse, dann befindet sich der Goldmarkt in einem panikähnlichen Zustand. Als Gründe für den fortschreitenden Kursrückgang bei Gold, und jetzt auch bei Silber, werden u.a. die “japanische Geldpolitik, das schwächere Wachstum in China und die Risikoforderungen der Broker” (Spiegel Online) genannt. Von einer Preisblase wird gesprochen, die jetzt zu platzen beginnt.
Tatsächlich ist die Nachfrage nach Gold und Silber auf sehr hohem Niveau. Als im April der Goldpreis auf ein Zweijahrestief gefallen war, standen die Käufer laut der Degussa Goldhandel GmbH Schlange. Beim Edelmetallhändler Degussa hat sich die Goldnachfrage im Mai gegenüber dem Durchschnitt des ersten Quartals 2013 in etwa verdoppelt. Auf neun Käufe kommt bei Degussa laut Degussa-Chef Wolfgang Wrzesniok-Rossbach seit Beginn des Goldpreisabsturzes Mitte April ein Verkauf.
Gold ist ein gefragter Wertspeicher bei Kleinanlegern und Staaten. Das Edelmetall ist beständig, transportabel und allgemein akzeptiert – besonders in einer endlosen Finanz- und Schuldenkrise.
Spekulative Anleger handeln nicht mit “echtem” Gold, sondern mit “Papiergold”. Papiergold stellt immer nur eine Forderung an eine Gegenpartei dar. Gehandelt wird dieses Papiergold meist über Zertifikate (Terminkontrakte, Exchange Traded Fund/ETF). Die Eigentümer dieser spekulativen Finanzprodukte besitzen mehr Papiergold, als es echtes Gold gibt. Mit diesen Papiergoldbeständen geht es seit einigen Wochen fast ausschließlich abwärts. Nicht das Vertrauen in Gold, sondern das Vertrauen der Anleger in Papiergold sinkt. Die Anleger verlassen diese Anlageform, weil sie dieser Spekulation auf Gold nicht mehr trauen. Sie wollen echtes Gold – oder irgend was anderes, z.B. Aktien.
Seit Ende der 1970er Jahre sinken die Anlagemöglichkeiten der Geldvermögen in der Realwirtschaft und drängen auf die spekulativen, von der Realwirtschaft abgekoppelten Finanzmärkte, um weiter exponentiell zu wachsen. Niemand kann vorhersagen, wie lange dieses exponentielles Wachstum noch aufrechterhalten werden kann. Es ist eine Frage der Logik, dass in unserer endlichen Welt derartigen Wachstumsprozessen in ihrer Dauerhaftigkeit natürliche Grenzen gesetzt sind. Am Ende bleibt 1 Gramm Gold weiter 1 Gramm Gold. Ein 1 Gramm Papiergold ist am Ende nur einen Stück Papier mit einer Forderung … die man auch abschreiben kann.