Rückbesinnung bei den Volks- und Raiffeisenbanken?

Erinnert sich die DZ Bank, Dachorganisation von mehr als 900 Volks-, Raiffeisen-, Sparda- und PSD-Banken, an ihre Wurzeln?

Wie am 27. Mai 2013 auf Foodwatch berichtet, ziehen sich die genossenschaftliche DZ Bank und ihr Tochterunternehmen, die Fondsgesellschaft Union Investment, vollständig aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen zurück. Das bestätigte die DZ Bank als Zentralinstitut in einem Brief vom 13. Mai 2013 an Foodwatch.

Foodwatch

DZ-Bank-Vorstands Lars Hille erklärt in diesem Schreiben, warum sich die genossenschaftliche Finanzgruppe aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln zurückzieht: “Dass wir derzeit keine Nachfrage nach solchen Produkten verzeichnen, ist dabei in unsere Entscheidung eingeflossen.”. Von einer Einsicht, dass die DZ Bank die Meinung vieler Kritiker teilt, dass Spekulationen mit Nahrungsmitteln die Lebensmittelpreise künstlich in die Höhe treiben und damit den Hunger in der Welt verschärfen, steht in diesem Brief nichts. Begrüßenswert ist, dass sich DZ-Bank-Vorstand Lars Hille für eine wirksame Regulierung der gesamten Rohstoff-Terminbörsen einsetzt.

Auch andere Banken haben sich aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln zurückgezogen, wie z.B. die Geldhäuser Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Landesbank Berlin (LBB) und die DekaBank der Sparkassen. Wir sollten bei der Freude über diese Entscheidungen nicht übersehen, dass die o. g. Geldhäuser Spekulationen in anderen Bereichen fortsetzen und dass die Spekulation mit Nahrungsmitteln für diese Geldhäuser vor dem “selbstlosen” Ausstieg nicht sonderlich lukrativ war.

Dabei wäre eine von inhaltlichen Argumenten geprägte Entscheidung bei der DZ Bank, wenn sie sich bei der Entscheidungsfindung mit ihrer eigenen Geschichte auseinander gesetzt hätte, durchaus logisch:
Auf Vorschlag des Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) entstanden in vielen Dörfern Deutschlands örtlich verwaltete Spar- und Darlehenskassen und landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaften. Unter dem Leitspruch “Einer für alle, alle für einen” schuf Friedrich Wilhelm Raiffeisen Modelle zur Unterstützung unbemittelter Landwirte.
Im gleichen Zeitraum gründete Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) unabhängig von Raiffeisen in Städten genossenschaftliche Spar- und Konsumvereine, aus denen sich später die Volksbank entwickelte. Die Grundsätze dieser Genossenschaftsbanken waren Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Sie verwalteten die Ersparnisse der kleinen Leute und vermittelten diese in Form von Krediten an kleine und mittlere regionale Unternehmen weiter.
Das Kerngeschäft der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken (und auch der Sparkassen) lag in den regionalen Märkten. Das ökonomische Schicksal regional agierender Banken ist unmittelbar mit dem der Menschen und Unternehmen innerhalb dieser Regionen verknüpft.
“Deshalb müssen gerade die kleinen und mittleren Volksbanken und Sparkassen unter Berücksichtigung ihres geschäftlichen Erfolges nicht nur an den Kundenpotenzialen selbst interessiert sein, sondern vielmehr auch an deren Erhaltung, Entwicklung und nachhaltigen Stärkung. Die Einführung einer Komplementärwährung, die unter anderem regionale Wirtschaftskreisläufe belebt, kann in diesem Sinne zu einer mittel- bis langfristig nachhaltigen Stabilisierung der Ertragslage der regionalen Kreditinstitute führen.” (Gernot Schmidt, ehemals Sparkasse Delitzsch)

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