In der letzten Woche senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins (Hauptrefinanzierungszinssatz) auf 0,25 %. Zu diesen Konditionen können sich nun Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld bei der EZB leihen. In den Medien wird nun dem Sparer die Opferrolle zugewiesen, da mit dem Schritt der Zentralbank auch die Zinsen für die Einlagen der Anleger sinken.
Da sei zuerst erwähnt, dass über 80 % der Menschen…
auf direktem (eigene Verschuldung) oder indirektem (durch Konsum und Steuerzahlungen) Weg immer mehr Schuldzinsen bedienen müssen, als sie in der Lage sind, Guthabenszinsen zu generieren. Aus dieser Sicht ist ein niedriger Leitzins eher ein Segen. Schwer nachvollziehbar ist dieser Punkt nur deshalb, da man sichtbar seine Guthabenszinsen auf dem eigenen Konto gutgeschrieben, die indirekten Schuldzinszahlungen jedoch jeder unbemerkt von seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit abgezogen bekommt.
Betrachtet man die überschuldete Welt, ermöglichen reduzierte Zinssätze, dass Neuverschuldungen zu den aktuellen Konditionen bezahlbar bleiben. Wobei auf diese Weise lediglich die Fallhöhe vergrößert, anstatt der Fehler im Geldsystem an der Wurzel gepackt wird. Denn berechnet man den Durchschnittszinssatz der letzten 50 Jahre auf die existierenden Staatsschulden von Deutschland, die mittlerweile bei über 2.100 Milliarden € liegen, kommt man schnell zu dem Fazit, dass diese Zinskosten dann nicht mehr tragbar wären.
Die wahre Problematik ist eine ganz andere. Der Zins hat eine destruktiv umlaufsichernde Wirkung. Durch die aktuelle Zinssatzhöhe sind die Volumen an Zahlungsmittel, die ungenutzt als Guthaben auf Girokonten liegen, deutlich gestiegen. Darüber hinaus sind auch die im privaten Tresor gebunkerten Bargeldbestände gewachsen. Setzt sich der Prozess fort, kommt es zu Stockungen in der Wirtschaft. Dieses Dilemma beseitigt das fließende Geld. Eine Nutzungsgebühr auf Zahlungsmittel führt den mittelfristigen Anlagezins gegen 0. Jedoch wird der Wirtschaftskreislauf bei dieser Art von Umlaufsicherung nicht gestört, da das Geld dank Nutzungsgebühr weiter im Fluss bleibt.